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From the magazine LOKI 2/2019 | S. 3 The following page is 3

Der arme, arme Georg

«Das Neonlicht über Georgs Arbeitstisch flackert. Es zieht etwas in dem alten Gemäuer, wo der 55-Jährige seit nunmehr über 20 Jahren nichts anderes tut, als Modelleisenbahnen zu verpacken. Tagein, tagaus. Es müssen inzwischen schon mehrere 100 000 Stück sein. Normalerweise empfindet Georg nichts dabei. Doch heute ist es anders. Eine kleine Träne kullert über seine Wange …»

So in etwa würde wohl eine Reportage in der LOKI beginnen, wenn sie von Claas Relotius geschrieben worden wäre. Der ehemalige Starreporter des deutschen Magazins «Der Spiegel» hat sich im Dezember als Betrüger entpuppt. Viele seiner in einem stark emotionalisierenden Stil verfassten Reportagen waren manipuliert, Personen und Geschehnisse teilweise sogar frei erfunden. Der Skandal rüttelt gegenwärtig die gesamte (deutschsprachige) Medienlandschaft durch. In den Redaktionsstuben fragen sich die Schreibenden nun, wie sehr man selbst bei der Wahrheit geblieben ist. Eine Grundsatzdiskussion ist in Gang.

Natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, ob in der LOKI bisweilen Artikel erscheinen, die zu weit von der Realität entfernt sind. Nun, wie jedes andere Medium, ist auch die LOKI nicht dagegen gefeit, Autoren à la Relotius aufzusitzen. Es muss ja nicht gleich eine ganz erfundene Geschichte sein. Auch allzu üppig ausgeschmückte Details können schon mal einen Relotius-Beigeschmack haben. «Der Spiegel» verfügt über eine ganze Abteilung, welche die Artikel vor der Publikation Satz für Satz auf eventuelle Unstimmigkeiten hin überprüft. Das haben wir bei der LOKI nicht. Aber wie sichern wir uns ab? Die kurze Antwort: Vertrauen. Die etwas längere Antwort: Vertrauen in unsere Autoren, dass sie einfach nur gerne über ihr liebstes Hobby beziehungsweise die faszinierende Welt der Modelleisenbahn berichten. Bisher fühle ich mich in meinem Vertrauen bestätigt.

In diesem Sinne möchte ich hier meinen Dank an die vielen Text- und auch Bildautoren richten, die regelmässig, sporadisch oder auch nur ganz selten für die LOKI tätig sind. Liebe Leserinnen und Leser, geniessen Sie ihre Berichte!

Herzlichst, Ihr,

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