Auf der falschen Spur

Schön, dass wir uns zusammen wieder einmal eine Tasse Kaffee genehmigen können. Keine Neuheitensensation übrigens ist die Tatsache, dass ich Anfang Februar in Nürnberg weilte. Eines Abends ging ich nach der Spielwarenmesse mit einigen Freunden essen, was sehr gesellig und schön war. Auf der Fahrt zurück ins Hotel – an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an den «Schofför» – befand ich mich plötzlich auf der falschen Spur. Das lag nicht etwa an den Fahrkünsten des «Schofförs», sondern am Geschehen in der Unterführung der U-Bahn am Nürnberger Hauptbahnhof.

Es war etwa halb zehn Uhr abends, als sich die Randständigen und Obdachlosen ihre Lagerstätte für die kommende Nacht in einer halbwegs überlebbaren Umgebung vorbereiteten. Dieser Anblick stimmte mich sehr traurig. Wieder einmal sah ich deutlich, wie nah beieinander Freud und Leid auf unserer Welt doch liegen: keine 15 U‑Bahn-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt die glitzernde Scheinwelt des Konsumrausches und hier die scheinbar verirrten Gestalten der heutigen Gesellschaft.

Es wurde mir mit einem Schlag bewusst, wie gut ich es doch in meinem Leben habe. Ich habe eine Familie, ein schönes Zuhause und genügend Geld, um mir das eine oder andere Modell leisten zu können. Mir wurde auch bewusst, dass ich mich, auch wenn ich nur ein faszinierendes Modell für mich an der Messe gefunden hatte, in einer äusserst glücklichen Lage befinde. Ich kann mir ein Leben leisten, von dem andere träumen.

Wir sollten uns gelegentlich in Erinnerung rufen, dass auch wenn die gewünschte Neuheitenflut allenfalls ausbleibt, wir ein sehr schönes Privileg geniessen dürfen: die Freude an der Modelleisenbahn. Ich jedenfalls habe sie, egal wie viele neue Modelle auf den Markt kommen.

In dem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass beim Studium des Neuheitenspiegels in dieser Ausgabe und immer viel Freude an unserem Hobby!

Herzlichst, Ihr