Die Sicherungsanlagen der Schweiz
Das Eisenbahnzeitalter begann bescheiden. Den ersten Zügen ritt in England ein Wärter voraus, um sicherzustellen, dass dem Zug nichts im Wege stand. Bald mussten auch zusätzliche Signale von Hand oder mit anderen einfachen Mitteln eingesetzt werden, um für das schwer zu bremsende moderne Verkehrsmittel eine einigermassen hohe Sicherheit zu garantieren. Bei der Spanisch-Brötli-Bahn kündigte eine Wärterkette die Ankunft eines Zuges mit dem Rufhorn an. Damit forderte sie die Wärter auf, die zahlreichen Bahnübergänge zu schliessen. Dieses umständliche Meldeverfahren wurde dann 1855 durch den Morsetelegrafen verbessert. Die Streckenposten kamen erst ab 1876 in den Genuss des elektrischen Stroms. Läutwerke kündigten ab 1876 auf den Strecken nach Oerlikon, Altstetten und Enge die Abfahrt der Züge im Hauptbahnhof Zürich an.
Um die Sicherheit im Zugsverkehr weiter zu erhöhen, mussten schon früh die Weichen von zentralen Stellen aus bedient und die Fahrwege gesichert werden. Dies war die Geburtsstunde der Stellwerke, die bald zum Herzstück eines Bahnhofs und zum Inbegriff der Sicherheit im Eisenbahnverkehr wurden. Aber die Entwicklung blieb nicht stehen. Das erste elektropneumatische Stellwerk, das den Namen «elektrisch» einigermassen verdiente, schaffte sich die BLS 1914 bei der Maschinenfabrik Bruchsal für den Bahnhof Spiez an. Von da an ging es Schlag auf Schlag, bis ein neuartiges Baukastensystem die Schweiz eroberte: das Domino-Stellwerk. Dank den austauschbaren Stecksätzen auf dem Stelltisch und den stets baugleichen Relaissätzen für jedes Steuerelement konnte es individuell an veränderte Situationen angepasst werden, ohne ein Flickwerk oder Sicherheitsmängel zu hinterlassen.
Es dauerte übermässig lange, bis die Elektronik in der Stellwerktechnik endgültig Fuss fassen konnte. Heute sind Strecken mit ETCS Level 2 ohne elektronisch gesteuerte Stellwerke gar nicht zu realisieren.