«Wenn’s no so wär wie aube, de wär’s glich nümm so wie denn»
Wie oft sitzen wir da und sinnieren über vergangene Zeiten? Verpasste Momente, schöne Momente und auch tragische Momente. Der Unfall des SBB-Zugbegleiters Bruno R. in Baden liess die Gedanken der meisten «Bähnler» nicht nur um Bruno kreisen, sondern auch um die Vergangenheit. Mit Wehmut blickte dieser Tage der Eisenbahner in die Vergangenheit zurück. Erinnerte sich an eine Zeit, in der alles noch ein bisschen gemächlicher war und in der Zusammenhalt, Stolz und Rückhalt anders gewertet wurden. Die Gegenwart war eine Anhäufung verpasster Momente. Momente, die zueinander hätten führen können. Verpasste Momente, Unausgesprochenes auf den Tisch zu legen, und vielleicht so auch gestärkt in die Zukunft gehen zu können.
Die Modellbahn ist ein sehr schönes Ventil, um dieses tägliche Defizit in einem geringen Masse kompensieren zu können. Genau da ertappe ich mich auch, wie ich plötzlich – wie sagte kürzlich ein Jüngling zu mir? – auch «Vintage» werde. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich schätze die heutigen Annehmlichkeiten sehr, aber irgendwie gäbe ich doch viel her, um einmal so einen gemischten Güterzug aus den 1970er- oder 1980er-Jahren am Lötschberg live erleben zu können. Die Gerüche, die Geräusche und vor allem das Gefühl bei der Vorbeifahrt und beim späteren Anblick meiner Modelle, genau diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.
Nun, wir alle wissen längst, dass «wenn’s no so wär wie aube, de wär’s glich nümm so wie denn». Das Gefühl, das bei einem Erlebnis entsteht, kann man weder vorwegnehmen noch wiederholen. Das ist nicht dasselbe. Da trösten auch keine Modelle, Fotos oder Videos. Der Moment sollte bedingungslos ein Genuss sein. Die Gegenwart nicht verstrickt mit Wehmut. Dennoch, ein bisschen mehr «vo früecher» hätte vielleicht Brunos Leben gerettet, wir wissen es nicht.
Meine nächste Tasse Kaffee ist für dich, Bruno, ich nehme ihn schwarz. Euch Leserinnen und Lesern wünsche ich viel Spass bei der Lektüre dieser LOKI-Ausgabe. Möge euer Alltag dadurch ein bisschen bunter werden.
Herzlichst, Ihr
